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AutorenbildLena

Eine nicht ganz so traurige Geschichte oder...gekommen um zu bleiben?

Das ist Yelena's Story. Unsere Mitarbeiterin scheint lieber als Zweite zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Jeder hat seine eigene Geschichte, wenn man in einem neuen Land ankommt. Sei es der Wille, einen Job zu finden oder man nur eine Erfahrung reicher sein möchte. Ich neige eigentlich dazu, dass die Definition von Glück ist, als Erste zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nach meiner Ankunft in Berlin, scheint es aber so zu sein, dass es noch besser ist, Zweite zu sein.


Meine Freundin und ich konnten sich kaum vorstellen, was wir bei unserer Ankunft in Berlin zu erwarten haben. Wir haben gehört, dass man im Normalfall von freiwilligen Helfern und Helferinnen an den Bus- und Fernbahnhöfen empfangen wird und dann, mit deren Hilfe, das weitere Vorgehen geplant wird. Berlin war ursprünglich gar nicht unser erstes Ziel, da ich als einzige Stadt in Deutschland aus der Jugend Düsseldorf kannte. Außerdem war Berlin ja sowieso schon überlaufen und es erschien fast unmöglich, einen Platz hier zu finden.


Dennoch hatten die Freiwilligen am Bahnhof tatsächlich einen Platz zum Übernachten in Berlin. Froh über diese Gelegenheit, lernten wir bei der Ankunft unseren Host kennen: Silvio Schobinger, Inhaber eines Unternehmenskomplexes in Lichterfelde, dem Goerzwerk, wo in einem Abschnitt Aufnahmemöglichkeiten geschaffen wurden. Nach Absprache mit unserem Fahrer, zeigte er seinen Personalausweis und sagte, dass diese Gelegenheit uns sogar für ein paar Wochen zur Verfügung stand. Es stellte sich heraus, dass eine andere Gruppe an Ukrainern und Ukrainerinnen vor uns im Goerzwerk aufgenommen werden sollte, diese jedoch Ihre Pläne änderten und so waren glücklicherweise Plätze für uns frei. Wenn die Gruppe in Berlin geblieben wäre, hätten wir wahrscheinlich keine Unterkunft gefunden und hätten in einer Schule oder einer Kirche, also den üblichen Unterkünften für Flüchtlinge, unterkommen müssen. Manchmal ist es doch gut als Zweite am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein.


Somit hatten wir schonmal eine vorübergehende Unterkunft, sodass es nun darum ging, zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Positiv aufgefallen ist mir, dass wirklich jeder freiwillige Helfer und jede freiwillige Helferin alles über jeden nächsten Schritt, den wir als vorübergehend aufgenommene Flüchtlinge machen sollten, wusste. Es schien, als könne man durch das Land für Monate reisen und nach Plätzen suchen, an denen man länger bleiben kann, und das obwohl jede Stadt mit Flüchtlingen aus der Ukraine überlaufen war. Trotz alledem war es für uns natürlich schwer veständlich, instabil und undurchsichtig.


Das einzig wirklich stabile war das Durchhaltevermögen des Teams aus dem Goerzwerk, die uns und noch inzwischen weiteren Flüchtlingen mit aller Tatkraft zur Seite standen und immer noch stehen - und das obwohl sie uns nicht kannten und deren Tagesgeschäft ja auch weiterging. Für jeden unserer gesamten Gruppe, darunter auch Familien, war das Team umfangreich da und sie halfen uns bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche und allen weiteren Verwaltungsaufgaben. Man kann sagen, dass wir bei allem unterstützt wurden, was man früher für selbstverständlich gehalten hat, das aber auf einmal notwendig war.


Ich habe nach ein paar Wochen dann eine Wohnung gefunden - natürlich mit der Hilfe des Teams. Diese war eigentlich für eine ukrainische Familie reserviert, die dann doch spontan in eine andere Stadt gegangen ist. Deja vu, oder? Zweiter sein kann helfen...


Als ich dann die Nachricht von Therese Schwalenberg aus dem Team Goerzwerk bekommen habe, dass eine 3D-Druck-Firma im Goerzwerk eine Mitarbeiterin sucht, konnte ich ein Muster erkennen. Wahrscheinlich hat wieder ein Ukrainer oder eine Ukrainerin spontan die Pläne geändert und ich trat an ihre Stelle. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob es wirklich so war, aber ich bekam die Möglichkeit ein Teil von MaxResolution3D zu werden. Ich sah dies als wirkliche Chance, beruflichen Anschluss zu finden, sodass ich die Gelegenheit wahrgenommen habe und inzwischen seit Anfang Juni Teil des Teams bin.


Wie schon zu Beginn gesagt, hat jeder und jede eine eigene Geschichte und dies war meine. Es scheint, dass man sich in Millionen unterschiedlichen Arten und Weisen helfen kann. Die einen investieren wirklich ihre Zeit und helfen einem bei allen auftretenden Themen. Die anderen ändern einfach Ihre Meinung und gehen woanders hin, sodass man selbst als zweites ankommen kann.

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